Rückblick: Unmittelbar nach der Eröffnung des PLASTINARIUMs in Guben im November 2006, verbot der damalige brandenburgische Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) Schulklassen den Besuch des PLASTINARIUMs im Rahmen des Unterrichtes. Angeblich sei ein Besuch dieser Ausstellung nicht vereinbar mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule. Darüber hinaus müsse die seelische Unversehrtheit der Schüler geschützt werden, meinte der Minister und bediente sich überholter Phrasen wie Profitgier und die Befriedigung von „Voyeurismus“.
Dieses Verbot hielt bis jetzt - auch mit jedem Wechsel im Bildungsministerium - an und löste bei Schülern, Lehrern, Eltern sowie deren Vertretungen der Lehrergewerkschaft, dem Landeselternrat und nicht zuletzt dem Landesschülerrat heftige Kritik und den Vorwurf der Bevormundung aus.
Nach jahrelangem Bestreben des PLASTINARIUMs und mehrfachem Bemühen des Geschäftsführers der zwei helden GmbH, Herrn Jens Taschenberger, der eine enge Zusammenarbeit mit dem PLASTINARIUM pflegt und mit seinem „Lausebande“-Magazin Angebote für Schule und Freizeit bewirbt, wurde dieses Verbot im Ministerium endlich geprüft und es hat ein Umdenken stattgefunden.
Am Freitag, dem 05.08.2022 erklärte nun die Pressesprecherin des Ministeriums Ulrike Grönefeld dazu: „Der Besuch des Plastinariums hat einen pädagogischen Mehrwert, weil es auf anschauliche Weise an den Wissens- und Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler in den naturwissenschaftlichen Fächern, vor allem im Biologieunterricht über den menschlichen Körper im Kreislauf von Entstehen und Vergehen anknüpft und damit auch einen Beitrag zur Gesundheitsbildung leisten kann.“ und unterstreicht: „Gegen den Besuch des Plastinariums bestehen keine fachlichen Bedenken. Im Rahmen der Selbständigkeit von Schule können die Fachlehrkräfte und Referendare/innen das Plastinarium als außerschulischen Lernort mit ihren Schulklassen besuchen.“
„Damit ist die Zeit des Brandenburger Schulbanns vorbei!“ Plastinator Dr. Gunther von Hagens zeigt sich zufrieden: „Es war allerhöchste Zeit diese Bevormundung zu beenden und den Bann zu brechen, der das Ansehen Brandenburgs beschädigt hat! Ich freue mich über einen weiteren Erfolg in meinem lebenslangen Bestreben die Anatomie zu demokratisieren und jedem zugänglich zu machen!“ ergänzt der Anatom.
„Das ist eine gute Nachricht für alle Brandenburger Schulen, denn sie können nun frei entscheiden, ob sie das PLASTINARIUM besuchen wollen,“ so Rurik von Hagens, Geschäftsführer der Gubener Plastinate GmbH und dem angegliederten PLASTINARIUM. „Wir verzeichnen ein stetig steigendes Interesse der Schulen. Trotz der herausfordernden Anreise nach Guben besuchten in den letzten 16 Jahren bereits zahlreiche Schulklassen, Lehrer und 2/2 Schüler aus den anderen Bundesländern und aus dem benachbarten Polen das PLASTINARIUM.
Selbst aus den USA besuchen uns regelmäßig Studentengruppen – nur Schulklassen aus unserem Heimatbundesland war der Besuch bisher untersagt. Wir freuen uns, diese jetzt endlich bei uns begrüßen zu können.“
„Es war mir stehts unverständlich, warum Brandenburg jungen Menschen den Einblick in den Körper vorenthalten wollte,“ sagt Dr. Angelina Whalley, die Ausstellungskuratorin der KÖRPWERELTEN. „Es liegt in unserer Verantwortung als Erwachsene und meiner als Kuratorin, Orte der Aufklärung zu schaffen. Das PLASTINARIUM und die KÖRPERWELTEN sensibilisieren junge Menschen für die eigene Gesundheit und den eigenen Körper, für die wir selbst verantwortlich sind – und je früher man das begreift und den eigenen Körper wertschätzt, umso besser. Wir können nur wertschätzen und schützen, was wir auch kennen.“ erläutert die Medizinerin.